Grönländischer Eisschild schmilzt offenbar viel schneller als angenommen

Der grönländische Eisschild könnte schneller schmelzen als angenommen: Der grönländische Eisschild könnte nun auch im kalten Nordosten immer schneller schmelzen. Bisher waren Gletscher besonders im Süden und Nordwesten Grönlands betroffen, im Nordosten galten sie als vergleichsweise stabil. Eine Studie, die im November in der Fachzeitschrift „Nature“ erschien, zeigt nun, dass auch im Nordosten immer mehr Eis schmilzt.
Das liegt vor allem am Nordostgrönländischen Eisstrom, einer der größten Eisströme Grönlands. Dieser mündet in einem Eisvorsprung, der weit aus dem Eisschild hinaus in den Ozean ragt. Von solchen Vorsprüngen fließt das meiste Gletschereis ab, vom nordostgrönländischen Eisstrom zwölf Prozent des Eises. Der Eisstrom ragt zudem weit bis in das Herzen des Gletschers hinein. Bisher wurde allerdings lediglich der Vorsprung des Eisstromes untersucht. Nun fanden Forscher heraus, dass das Eis nicht nur an der Küste immer schneller abfließt. Das Eis schmilzt auch bis zu 200 Kilometer landeinwärts immer schneller. „Das, was an der Gletscherfront passiert, reicht weit bis in das Herz des Eisschilds hinein“, sagt der Erstautor Shfaqat Abbas Khan.
So fließt der Eisstrom bereits seit 2012 um ein Vielfaches schneller, wodurch immer mehr Eis schmilzt. Das könnte den Meeresspiegelanstieg bis 2100 um weitere 13,5 bis 15,5 Millimeter erhöhen. Der Weltklimarat prognostizierte, es seien rund sechsmal weniger. Das fanden die Forscher heraus, indem sie GPS- sowie Satellitendaten auswerteten und Modelle errechneten. Ähnliches könnte auch für weitere Gletscher gelten, wie in der Antarktis. „Unter den gegenwärtigen klimatischen Bedingungen ist es schwer vorstellbar, wie dieser Rückzug gestoppt werden könnte“, prognostiziert Khan. Seine Ergebnisse können aber dazu beitragen, die Vorhersagekraft künftiger Modelle zu verbessern.