WAls Elon Musk die rechtsextreme Alternative für Deutschland den „Deutschland darf Musks Verfehlungen nicht dulden“ erklärte der Herausgeber von der liberalen Zeitung Tagesspiegel. „Wie kam Elon Musks Wahlpropaganda für die AfD in die Welt?“ fragte einen anderen Kommentator: beschuldigt Welt-Herausgeber Axel Springerseine eigenen Prinzipien verraten. Spiegel-Kolumnistin Marina Kormbaki brandmarkte Musks Intervention „ein Tabu brechen“.
Die Empörung war berechtigt. Musks apokalyptische Rhetorik und sein Bündnis mit oft als extremistisch bezeichneten Kräften sind zutiefst beunruhigend in einem Land, das noch immer mit der Schwere seiner Gräueltaten des 20. Jahrhunderts zu kämpfen hat. Sein politisches Engagement – von den USA bis nach Großbritannien und jetzt Deutschland – folgt einem beunruhigenden Muster der Selbstverherrlichung, das von einer gefährlichen Ideologie umhüllt ist.
Sein enormer Reichtum und globaler Einfluss, der durch die Übernahme der Social-Media-Plattform In Deutschland, wo ausländische Einmischung in die Innenpolitik verpönt ist, hat diese Dreistigkeit zu Recht einen Nerv getroffen. Als Vizekanzler Robert Habeck, sagt es: „Hände weg von unserer Demokratie, Herr Musk!“
Gleichzeitig sind Musks Ansichten keine Überraschung. Sein nach rechts driften hat Jahre gedauert und gipfelte – manche würden logischerweise sagen – in seiner Unterstützung einer Partei, die einige seiner Kernobsessionen widerspiegelt: nationalistische Heilsphantasien, Natalismus, Austeritätsdogmatismus. Seine Unterstützung steht im Einklang mit einem breiteren Wandel im öffentlichen Diskurs in Deutschland, wo sich rechtsextreme Narrative sowohl in konservativen als auch in liberalen Kreisen zunehmend normalisiert haben.
Musks Argument im Artikel selbst war so simpel, dass Spekulationen darüber aufkamen, dass es möglicherweise KI-generiert gewesen sein könnte. Seine Begründung stützte sich auf die Lobpreisung des „politischen Realismus“ und der Deregulierungsagenda der AfD, gepaart mit der Behauptung, dass die Partei nicht wirklich „rechtsextrem“ sein könne, weil ihre Co-Vorsitzende Alice Weidel eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka habe. Eine oberflächliche Logik, die die sorgfältig gepflegte Aura von Musk als brillantem, wenn auch exzentrischem Unternehmer zerstört.
Noch weniger überraschend als Musks Haltung ist, dass Die Welt ihm das Mikrofon überlässt. Axel Springer, Europas größter Verlag, spielt seit langem eine Rolle bei der Normalisierung rechtsextremer Ideen in Deutschland. Springer, Herausgeber der Boulevardzeitung Bild und der Tageszeitung Welt, erreicht Millionen und prägt aktiv die deutsche Meinung. Im Laufe der Jahre haben die deutschen Springer-Medien die einwanderungsfeindlichen Narrative immer weiter verstärkt, was wiederum zweifellos hilfreich war Legitimieren Sie die extreme Rechte.
Nehmen Sie Bild, die berüchtigte Boulevardzeitung von Springer und die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands. Im Jahr 2023 veröffentlichte es a 50-Punkte-Manifest fordert, dass Einwanderer „deutsche Werte“ respektieren und behauptet: „Wir erleben in unserem Land eine neue Dimension des Hasses – gegen unsere Werte, die Demokratie und Deutschland.“ Der Text stützte sich stark auf antimuslimische Tropen und stellte Einwanderer als messerschwingende Wilde dar, die sich über Frauen, Bildung, Nacktheit und Strafverfolgung lustig machten.
Diese Narrative sind in den Mainstream-Diskurs eingedrungen. Das hat Bundeskanzler Olaf Scholz bekanntlich versprochen Massendeportationen. Nach einem mutmaßlichen islamistischen Messerangriff in Solingen haben führende Politiker der Grünen der Sozialdemokratischen Partei die Notwendigkeit von Abschiebungen für die innere Sicherheit nahegelegt – ein Argument, das erschreckende Ähnlichkeit mit der ethnonationalistischen Agenda der AfD aufweist. Liberale Medien wie Zeit veröffentlichte Aufsätze die Frage, ob Einwanderer „zivilisieren“ könnten. Der kulturelle Essentialismus der AfD strahlt heute weit über ihre Wählerbasis hinaus.
Musks Einfluss übersteigt natürlich den eines gewöhnlichen Kommentators in Deutschland. Dennoch fühlte sich sein Eingriff in das Axel-Springer-Ökosystem weniger wie ein Ausreißer an, sondern eher wie eine unverblümte Artikulation dessen, was viele schon seit Jahren andeuten. Wenige Tage vor Musks Meinungsbeitrag schrieb Welt-Herausgeber Ulf Poschardt einen verwirrende Kolumne lobte Musks Bewunderung für Richard Wagner, Ernst Jünger und die deutsche Technokultur. Poschardt argumentierte, dass Deutschland eine Persönlichkeit wie Musk brauche, um seine wirtschaftliche Stagnation zu bekämpfen, und distanzierte sich gleichzeitig vorsichtig von der Förderung der AfD-Höhle X durch den Tech-Magnaten. Dieser kalkulierte Drahtseilakt – er schien mit rechtsextremen Ideen zu flirten, ohne ausdrücklich die Parteien zu unterstützen, die am meisten am stärksten sind sie offen zu verkörpern – ist zum Sinnbild für den Ansatz von Axel Springer geworden.
Musks persönliche Beziehung zum Vorstandsvorsitzenden von Axel Springer, Mathias Döpfner, verleiht der Geschichte eine weitere Dimension. Döpfner bewundert Musk seit langem und nennt ihn „den größten Visionär auf dem Planeten“. Interview 2020. Laut Spiegel Auch Döpfner machte Musk Mut Twitter zu kaufen und anzubieten, dabei zu helfen, es in eine „echte Plattform für freie Meinungsäußerung“ zu verwandeln. Im Jahr 2023 gehörte Musk zu den prominenten Gästen bei Döpfner 60. Geburtstagsfeierzusammen mit Eva Vlaardingerbroek, einer niederländischen rechtsextremen Influencerin, die für bekannt ist um Verschwörungen wie die Theorie der „Großen Wiedergutmachung“ zu fördern.. Solche angeblichen Verstrickungen zwischen Tech-Oligarchen, Medienmaklern und Politikern unterstreichen die wachsenden internationalen Netzwerke, die das heutige weltweite Wiederaufleben der Rechtsextremen vorantreiben.
Musks Meinungsbeitrag sorgte auch bei Welt für Unmut. Mehr Journalisten öffentlich kritisiert die Entscheidung zur Veröffentlichung und Welt‚S Meinungsredakteurin Eva Marie Kogel aus Protest zurückgetreten. Das ist lobenswert, wirft aber auch Fragen auf: Wo gab es diese Art von Widerstand, als die „Welt“-Kolumnisten die Plattform wählten? verspottete Sozialhilfeempfänger wie faul oder fragwürdig Deutschlands Firewall über die AfD? Warum musste Musks Name Alarm schlagen?
Die Affäre verdeutlicht, wie sehr rechte Medien und Politik in Deutschland zusammenarbeiten. Im Mai 2024, nachdem die Bereitschaftspolizei ein pro-palästinensisches Studentenlager in Berlin gewaltsam aufgelöst hatte, beschimpfte Bild mehr als 100 Akademiker, die einen Brief unterzeichnet hatten, in dem sie sich für Gewaltlosigkeit einsetzten, und bezeichnete sie als „Universitätsstudent“ (eine Schwierigkeit, „Universität“ und „Täter“ zu kombinieren). Die damalige Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger wiederholte umgehend die Verurteilung durch die Boulevardzeitung.
Dieses Muster – das Empörung über rechte Agenden hervorruft – spiegelt wider, wie das deutsche Establishment zunehmend rechtsextreme Rhetorik anwendet, um seine Attraktivität zu untergraben. Doch statt die AfD einzuschränken, hat diese Strategie Bestand weiter authentifiziert Seine Ideen befeuern seine historischen Erfolge in Ländern wie Sachsen und Thüringen.
Musk und Weidel sind jetzt bereit für einen Live-Diskussion zu X Angekündigt als Gespräch über „Meinungsfreiheit und die Ideen der AfD für ein nachhaltiges Deutschland“. Mit AfD-Umfrage bundesweit Nummer zwei und mit bis zu 20 % der Stimmen nimmt ihr Einfluss auf den öffentlichen Diskurs weiter zu. Während die etablierten Parteien in Deutschland die Bildung einer Koalition mit der AfD immer noch formell ablehnen, spricht die zunehmende Übernahme AfD-ähnlicher Rhetorik eine andere Sprache.
Vor diesem Hintergrund wirkt es wie eine Ablenkung, sich ausschließlich auf Musks Unterstützung zu konzentrieren. Ja, seine Nähe zur AfD ist alarmierend. Wie seine Werbung für Persönlichkeiten wie den deutschen rechten Influencer Naomi Seibtdessen Positionen Musk wiederholt unterstützt hat. Aber das tiefere Problem ist, dass viele der Kernideen der AfD – migrantenfeindliche Kulturkriege und ethnonationalistische Allianzen – bereits im politischen Mainstream Deutschlands verankert sind.
Es wäre ein schwerer Fehler, Musk zu erlauben, seinen großen Einfluss und seine Ressourcen zu nutzen, um sich in deutsche oder europäische Wahlen einzumischen. Dennoch ist es heuchlerisch, sich auf Musk als Anomalie zu konzentrieren. Es ermöglicht dem liberalen Establishment Deutschlands, nicht auf seine eigene Komplizenschaft bei der Normalisierung reaktionärer Ideen zu zählen. Da die Wahlen nur noch wenige Wochen entfernt sind, muss sich Deutschland dieser Herausforderung stellen. Der Einsatz könnte nicht höher sein.