Micheil Kawelaschwili wurde inmitten politischer Unruhen und Wahlbetrugsvorwürfen als neuer Präsident Georgiens vereidigt. Kawelaschwili, ein starker Kritiker des Westens, wurde nach den Parlamentswahlen im Oktober von den Gesetzgebern gewählt.
Die scheidende Präsidentin Salome Surabischwili, eine pro-EU-Gegnerin der Regierungspartei, lehnte jedoch ihre Legitimität ab und verwies auf angebliche Unregelmäßigkeiten im Wahlprozess.
In einer trotzigen Rede vor ihren Anhängern vor dem Präsidentenpalast erklärte Surabischwili, dass sie die Residenz verlassen werde, behauptete jedoch, sie behalte die Legitimität ihres Amtes. „Ich werde hier rauskommen und bei dir sein“, sagte sie. „Ich nehme die Legitimität mit, ich nehme die Flagge mit, ich nehme Ihr Vertrauen mit.“ Surabischwili, der bei Oppositionsparteien nach wie vor beliebt ist, behauptet, Kawelaschwilis Wahl sei aufgrund von Betrug bei der Parlamentsabstimmung fehlerhaft gewesen.
Die Opposition hat ihre Unterstützung für Surabischwili zum Ausdruck gebracht und behauptet, dass sie bis zu Neuwahlen die legitime Präsidentin sei.
Kawelaschwilis Wahl wird von der Regierungspartei „Georgischer Traum“ unterstützt, die bei den Parlamentswahlen im Oktober fast 54 Prozent der Stimmen erhielt. Die Regierungspartei und die Wahlkommission des Landes beteuerten, die Wahl sei frei und fair gewesen.
Die internationale Gemeinschaft hat Bedenken hinsichtlich des Wahlprozesses geäußert, wobei lokale und internationale Beobachter Verstöße anführten, die sich möglicherweise auf die Ergebnisse ausgewirkt haben. Westliche Länder haben eine Untersuchung der Vorwürfe gefordert.
Kawelaschwili, ein ehemaliger Fußballprofi, der kurzzeitig für Manchester City spielte, hat antiwestliche Ansichten geäußert und westliche Geheimdienste beschuldigt, versucht zu haben, einen Konflikt zwischen Georgien und Russland zu provozieren. „Das georgische Volk hat immer verstanden, dass Frieden die wichtigste Voraussetzung für Überleben und Entwicklung ist“, erklärte er nach seiner Vereidigung.
Die Pattsituation zwischen Kawelaschwili und Surabischwili gilt als bedeutender Moment in der politischen Landschaft Georgiens. Das Land, das zuvor als einer der demokratischsten und pro-westlichsten Staaten der ehemaligen Sowjetunion galt, sieht sich nun zunehmenden Meinungsverschiedenheiten über seine künftige Ausrichtung gegenüber.
Diese Situation kommt zu einer Zeit, in der die Regierungspartei Georgiens zunehmender Kritik wegen ihrer vermeintlichen Abkehr vom Westen und hin zu engeren Beziehungen zu Russland ausgesetzt ist. Als Reaktion auf diese Entwicklungen verhängten die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen Bidsina Iwanischwili, den Gründer der Partei „Georgischer Traum“, und warfen ihm vor, die antiwestliche Haltung Georgiens voranzutreiben.
In ganz Georgien kam es zu Protesten. Demonstranten hielten als symbolische Geste gegen Kawelaschwili rote Karten hoch und verwiesen damit auf seine Vergangenheit als Fußballspieler. Da sich die politische Krise verschärft, bleibt der Ausgang dieses Streits ungewiss.