ICHIn der bulgarischen Bergbaustadt Pernik ist ein Fußballspiel am Wochenende nichts für schwache Nerven. In den schwarz-gelben Vereinsfarben gekleidet strömen Dutzende Fans des FC Minyor Pernik in die Heimspielstätte, das „Stadion des Friedens“. Der Spitzname ist ironisch. Die Kamera bleibt nah an ihren Motiven, zittert und springt mit den aggressiven Fußballfans mit, während sie den Gegnern ihrer Mannschaft rassistische, homophobe und frauenfeindliche Beschimpfungen entgegenwerfen. Eine ruhelose und bedrohliche Energie durchströmt jeden schwankenden Körper, während die Männer durch die Korridore auf und ab springen und sich sogar gegen die Schutzzäune werfen.
Ein Großteil des Dokumentarfilms von Nikolay Stefanov versetzt uns in eine unangenehme Nähe zu solchen Szenen und beschwört ein beeindruckendes Bild von Fußballrowdytum, toxischer Männlichkeit und Wirtschaftsangst herauf. Unter dieser Gruppe frustrierter Männer konzentriert sich der Film auf Tsetso, einen Mann mittleren Alters aus der Arbeiterklasse, dessen persönliche Geschichte einige Hinweise auf ihren Lebensstil liefert. Wie die anderen Skinheads, die er Freunde nennt, hat auch Tsetso Tätowierungen mit Nazisymbolen; Eine Lungenentzündung versetzt ihn jedoch in eine nachdenklichere Stimmung, in der er offenbart, wie sein Glaube durch den Missbrauch und den Rassismus seines Vaters beeinträchtigt wird.
No Place for You in Our Town scheint darauf hinzudeuten, dass dieses Klima des Hasses generationsübergreifend ist – doch gleichzeitig beschränkt sich die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Films auf Propaganda-Wochenschauen, die Einblicke in die Stadt während ihrer Blütezeit im Bergbau gewähren. Durch diesen fehlenden Kontext geht der rein beobachtende Stil verloren: In einer Szene wird das destruktive Verhalten z.B. in Zeitlupe mit einem Hardrock-Soundtrack gedreht, eine Stilwahl, die unangenehm an Glamourisierung grenzt. Beim Filmen von Hass ist der schmale Grat zwischen Repräsentation und Ästhetisierung schwer zu überwinden.